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Erinnern nach 1945
Gedenktafel am Gebäude der Marks-Haindorf-Stiftung
Standort
Eingang des Gebäudes, Am Kanonengraben 4
Lage im Stadtplan
Gestaltung
Metalltafel mit Inschrift
Einweihung/Erstbeleg
Vermutlich 1986
Erinnerungsmotiv
Die Gedenktafel erinnert an die Bedeutung des Hauses für die jüdische Gemeinde Münsters sowie an die Diskriminierung, Verfolgung und Ermordung münsterischer und westfälischer Juden.
Geschichtlicher Hintergrund
Das Gebäude der Marks-Haindorf-Stiftung wurde 1884 errichtet und diente als Sitz der von Alexander Haindorf gegründeten "Anstalt zur Förderung von Handwerk und Kunst unter den Juden und zur Ausbildung von jüdischen Lehrern". 1928 erfolgt die Einstellung der Tätigkeit. Nach der Zerstörung der Synagoge 1938 wurde in dem Gebäude ein provisorischer Betraum eingerichtet. Ab 1939 diente das Gebäunde als so genanntes "Judenhaus". Mit dem nationalsozialistischen Mietgesetz vom 30. April 1939 erfolgte eine Isolierung und räumliche Konzentration der Juden durch die Einrichtung von Judenhäusern.
Im Sommer und Herbst 1939 wurden folglich 14 kleine Ghettos oder auch "Judenhäuder" eingerichtet:
1. Brunnenstraße 15
2. Prinz-Eugen-Straße 39
3. Hermannstraße 44 - Hirschfeld'sches Haus
4. Kanonengraben 4 - Marks-Haindorf-Stiftung (Gedenktafel)
5. Viktoriastraße 4
6. Frie-Vendt-Straße 18
7. Bahnhofstraße 42
8. Meppener Straße 27
9. Wolbecker Straße 134
10. Stubengasse 4
11. Salzstraße 3/4
12. Ritterstraße 42
13. Breul 15
14. Jüdefelderstraße 14
Die Ghettoisierung der Juden stellte eine gezielte Vorbereitung der Juden-Deportationen dar. Am 13. Dezember 1941 kam es zur ersten Deportation von 103 münsterischen Juden nach Riga. Danach erfolgte mit Ausnahme der Marks-Haindorf-Stiftung, Am Kanonengraben 4, eine Räumung der übrigen "Judenhäuser". Weitere Deportationen folgten am 27. Januar 1942 nach Riga und am 31. März 1942 nach Warschau. Am 31. Juli 1942 verließ der letzte Judentransport die Stadt Münster in Richtung Theresienstadt. Danach nutzte 1942/43 eine Dienststelle des Reichssicherheitshauptamtes das Gebäude des Marks-Haindorf-Stiftung. Ab 1949 kam des zum Wiederaufbau des bombenzerstörten Hauses. Die jüdische Gemeinde nutzte es bis zum Neubau der Synagoge an der Klosterstraße.
Inschrift
Die frühere jüdische Marks-Haindorf- / Stiftung diente nach der Zerstörung der / Synagoge an der Klosterstraße im Jahre / 1938 als provisorischer Betraum der / jüdischen Gemeinde und ab 1939 als eines / der 14 Häuser, in denen jüdischen Mit- / bürger ab 1939 bis zur ihrer Deportation in die nationalsozialistischen Vernichtungs- / lager zwangsweise untergebracht / waren.