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Erinnern nach 2000
Gedenkstein und vier Infotafeln zur Erinnerung an Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter des ehemaligen Lagers "Waldfrieden"
Standort
Hiltrup, Waldstück am Föhrenweg, gegenüber der Einmündung des Kanalwegs
Lage im Stadtplan
Initiator
Verband der Verfolgten des Naziregimes/Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten (VVN-BdA), Bezirksvertretung Hiltrup (Beschluss: November 2009)
SPD-Ortsverein Hiltrup-Berg Fidel
Unterstützung der Umsetzung durch die Stadt Münster und Hiltruper Kirchengemeinden
Gestalter
Bildhauer Bodo Treichler
Gestaltung
Das Gedenkensemble besteht aus einem Gedenkstein aus Sandstein und metallener Inschriftentafel sowie weiteren Informationtafeln im Waldstück. Drei Infotafeln, die an den Zugängen zum Waldpark aufgestellt wurden, informieren über das Lager Waldfrieden. Eine Tafel enthält Zitate von drei Kindern, die von ihrem Aufenthalt im Lager berichten. Eines stammt von Nikolai Karpow.
Einweihung
9. Juli 2010
Erinnerungsmotiv
Das Denkmal gedenkt der Opfer der Zwangsarbeit in Münster während des Zweiten Weltkriegs.
Geschichtlicher Hintergrund
Zwangsarbeit während des Nationalsozialismus und des Zweiten Weltkrieges
Das Lager "Waldfrieden", am heutigen Föhrenweg, wurde 1940 im Auftrag der nationalsozialistischen Organisation "Deutsche Arbeitsfron" und der Stadt Münster errichtet. Es bestand aus acht Mannschafts-Baracken, einer Baracke für die Lagerführung, einem Küchentrakt und einem Waschraum, Luftschutzgräben und drei Bunkern für die Wachmannschaften.
Das Lager war für bis zu 480 Menschen ausgelegt. Die Belegung erfolgte durch die Deutsche Arbeitsfront. Von Januar bis August 1943 befand sich dort eine französische Dachdeckerkompanie, zeitweise gehörten auch Polen zu den Insassen.
Ab 1943 kam es zu Massendeportationen von Männer, Frauen und Kindern aus der ehemaligen Sowjetunion. Die Verschleppten mussten Zwangsarbeit in Deutschland leisten. Das Lager "Waldfrieden" wurde ab 1943 mit Stacheldraht umzäunt und bewacht. In den überbelegten Baracken vegetierten nun jeweils bis zu 70 Personen. Die Lebensbedingungen waren äußerst schlecht. Die Insassen arbeiteten bei der Trümmerräumung in Münster, bei Hiltruper Bauern oder in Industriebetrieben. Luftangriffen waren sie ungeschützt ausgeliefert. Zahlreiche Menschen verloren wegen der teilweise unmenschlichen Bedingungen ihr Leben. (Schwarze, S. 195f.)
Öffentliche Wahrnehmung
Das Ensemble kostete knapp 3.000 Euro. Die Finanzierung des Gedenksteins und der Informationstafeln erfolgte durch private Spenden, Mittel der Bezirksvertretung Hiltrup und eine Spendenaktion des SPD-Ortsvereins Hiltrup-Berg Fidel. Der Enthüllungfeier mit Rede- und Gesangbeiträgen wohnten etwa 50 Personen bei. Künstler Bodo Treichler erläuterte dabei seine Arbeit.
Juli 2017: Opfer von Vandalismus: Umstoßen des Gedenksteins; am 9. August 2017 erfolgte die Wiederaufrichtung
Inschrift
Stele
In Erinnerung / an die Zwangsarbeiterinnen / und Zwangsarbeiter, die hier / in den Jahren 1940-1945, / in der Zeit des / Nationalsozialismus in / Deutschland, gefangen waren. / Wir erinnern besonders an / diejenigen Menschen, die / Sklavenarbeit und / unmenschliche / Lebensbedingungen nicht / überlebt haben.
Inschrift
Zeitungsartikel
Westfälische Nachrichten, 20.7.2017 (Vandalismus am Gedenkstein)
Westfälische Nachrichten, 9.8.2017 (Wiederaufrichtung des Gedenksteins)
Literatur
- Gisela Schwarze, Die Sprache der Opfer, Essen 2005.