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Erinnern nach 2000
Paul-Wulf-Skulptur: Skulptur "Münsters Geschichte von unten" (Paul Wulf)
Standort
- 2007: Skulptur.Projekte: Platz am Stadthaus 1, Klemensstraße
- 2010: Iduna-Hochhaus, Servatiiplatz
Lage im Stadtplan
Initiatorin/Gestalterin
Kunstwerk von Silke Wagner zusammen mit dem Umweltzentrum-Archiv-Verein
Gestaltung
Im Rahmen der Skulptur.Projekte 2007 schuf die Frankfurter Künstlerin Silke Wagner die 3,40 Meter hohe Figur aus Epoxit-Zement, die den 1999 verstorbenen Paul Wulf darstellt. Die Figur trägt einen Mantel, der als Litfasssäule fungiert und mit wechselnden politischen Plakaten beklebt wird.
Einweihung
- 2007: Aufstellung vor dem Stadthaus 1, Klemensstraße
- 2010: Aufstellung am Servatiiplatz
Erinnerungsmotiv
Die Skulptur erinnert an Paul Wulf, einem Opfer von Zwangssterilisationen während des NS-Regimes.
Geschichtlicher Hintergrund
Die Grundlage der während der Zeit des NS-Regimes massenhaft durchgeführten Zwangssterilisationen bildete das "Gesetz zur Verhütung erbkranken Nachwuchses". Dieses erste nationalsozialistische "Rassegesetz" betraf ca. 400.000 Personen im Deutschen Reich, an denen aus "rassenhygienischen" Gründen ohne ihre Einwilligung eine Unfruchtbarmachung vorgenommen wurde. Ein Zwangssterilisationsopfer war Paul Wulf. Wie viele andere Betroffene kämpfte er jahrelang für seine Anerkennung als NS-Opfer und eine finanzielle Entschädigung.
Zur Person Paul Wulf (1921-1999):
- Ab 1928: Unterbringung aus wirtschaftlicher Not in Kinderheimen
- 1932: Verlegung in eine Anstalt für Geisteskranke
- 1937: Entlassungsantrag der Eltern; Zustimmung der Anstaltsleitung erfolgt nur in Verbindung mit der Sterilisation aufgrund "angeborenen Schwachsinns"
- 1938: Zwangssterilisation Paul Wulfs, damit wurde er zum Opfer der nationalsozialistischen "Erbgesundheitslehre"
- Seit 1949: Kampf Wulfs um Anerkennung als Opfer des Nationalsozialismus und um eine würdige Entschädigung
- Initiator zahlreicher Ausstellungen und Dokumentationen zum Nationalsozialismus
- 1979: Bewilligung einer Erwerbsunfähigkeitsrente
Öffentliche Wahrnehmung
- 3. Juli 2001: Enthüllung eines Gedenksteines am Wulf-Grab auf dem Zentralfriedhof
- 2007: Forderung des Freundeskreises Paul Wulf nach Umbenennung des Jöttenweges in Paul-Wulf-Weg, da "Rassenhygieniker" Karl Wilhelm Jötten Zwangssterilisationen an Kindern in der NS-Zeit legitimiert hatte.
- 2007: Diskussion über Aufstellung und Kosten der Pflege der Paul-Wulf-Skulptur
- 2007: Beliebteste Skluptur der "Skulptur.Projekte"
- 2009: Bürgerantrag zum Ankauf der Paul-Wulf-Skulptur
- 28. April 2010: Beschluss des Rates der Stadt Münster, einen 21.000-Euro-Zuschuss aus dem Sparkassen-Überschuss zur Anschaffung der Skulptur zu verwenden
- Beschluss der Bezirksvertretung Münster Mitte zur Aufstellung am Iduna-Hochhaus (Servatiiplatz)
- 1. September 2010: Aufstellung der Skulptur am Servatiiplatz
- 22. Mai 2012: Beschluss der Bezirksvertretung Mitte zur Umbenennung des Jöttenwegs in Paul-Wulf-Weg
- Diskussionen über den Standort und die Finanzierung der Wechselplakatierung sowie die Pflege der begleitenden Website
- 2018: Beschluss der Bezirksvertretung Mitte: Die Skulptur "Münsters Geschichte von unten" verbleibt bis zur Überplanung und zum Umbau des Servatiiplatzes an diesem Standort.
Quellen und Literatur
Quellen
Geschichtsort Villa ten Hompel, Depositum Paul Wulf
Literatur
- Christoph Spieker: Paul Wulf und die späte Resonanz eines Außenseiters. In: Forschungen zur Regionalgeschichte 82