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Erinnern nach 2000
Mahnmal "Der Gebeugte"
Standort
Amelsbüren, Alexianerweg zwischen Nr. 46 und Nr. 50. Krankenhausgelände "Haus Kannen" der Alexianer-Brüder
Lage im Stadtplan
Initiator
Alexianerorden
Gestaltung
Auf einem gemauerten Natursteinsockel mit einer Inschriftentafel aus Metall befindet sich eine Metallskulptur in Form einer menschlichen Person (Rückansicht in gebeugter, halb liegender Haltung). Auf ihrem Rücken sind zahlreiche Symbole zu finden: Hakenkreuz, Ketten, Judenstern u.a.
Einweihung/Erstbeleg
Winter 2010/2011
Erinnerungsmotiv
Mahnung und Erinnerung an die während der Gewaltherrschaft der Nationalsozialisten ermordeten 106 Bewohner von Haus Kannen.
Geschichtlicher Hintergrund
Zeit des Nationalsozialismus - Euthanasie-Morde
Ab 1935 stand das NS-Regime zunehmend in Konflikt mit der katholischen Kirche. Auch Haus Kannen blieb davon nicht verschont. Dabei scheuten die Machthaber weder Verleumdung, Rechtsbeugung noch wirtschaftliche Repressalien. Im Juli 1937 erfolgte trotz der Proteste des Rektors Bruder Gereon Wittkamp die Kündigung des Belegungsvertrags. 131 der damaligen 520 Bewohner wurden in staatliche Provinzialanstalten verlegt.
Im Sommer 1939 wurde die organisierte "Gewährung des Gnadentodes lebensunwerten Lebens", so die damalige Terminologie, in Deutschland zur Realität. In der ersten Phase der Euthanasie wurden zur Erfassung der Patienten Meldebögen an die Heil- und Pflegeanstalten verschickt. Diese Bögen bildeten in vielen Fällen die Grundlage der späteren Selektion und Deportation. Ab Januar 1940 bis Ende August 1941 kam es zur Ermordung von circa 70.000 geistig behinderten und psychisch kranken Menschen.
Der Bedrohung durch die Euthanasie bewusst, veranlasste Bruder Gereon eine Verlegung von Bewohnern in andere, vermeintlich sichere Anstalten oder in ordenseigene Häuser in Belgien. Andere Bewohner von Haus Kannen wurden im November 1941 in die Provinzialanstalt Eickelborn deportiert und von dort aus in andere Reichsanstalten verbracht.
106 Bewohner von Haus Kannen wurden Opfer der Tötungsmaschinerie dieses menschenverachtenden Systems. In seiner Not wandte sich Bruder Gereon an den Bischof von Münster Clemens August Kardinal Graf von Galen, der mit seiner Haltung und seinen Reden entscheidend dazu beigetragen hat, dass die "Euthanasie-Tötungen" am 24. August 1941 offiziell gestoppt wurden.
Öffentliche Wahrnehmung
Erstmals fand Ende Januar 2011 eine Gedenkveranstaltung von Mitarbeitern und Bewohnern der Krankenanstalt statt.
In der Inschrift steht die Zahl von 214 Opfern. Laut Auskunft von Pfarrer Bernhard Hertwig, früher Gelmer, jetzt im Ruhestand auf Haus Kannen lebend, beruht der Unterschied in den Opferzahlen darauf, dass mit 214 Opfern alle Häuser der Alexianer gemeint sind, davon lebten 106 Opfer auf Haus Kannen.