Seiteninhalt
Erinnern nach 2000
Gedenktafel zur Bücherverbrennung Münster 1933
Standort
Domplatz gegenüber Fürstenberghaus
Lage im Stadtplan
Initiator
Bürgerantrag von Kajo Schukalla, Vorsitzender der Gesellschaft für bedrohte Völker; Rat und Verwaltung der Stadt Münster
Gestaltung
In das Straßenpflaster eingelassene Bronzetafel mit Inschrift
Einweihung
6. Mai 2009
Erinnerungsmotiv
Die Tafel erinnert an die von nationalsozialistischen Studenten initiierte Bücherverbrennung auf dem früheren Hindenburgplatz am 10. Mai 1933 und damit an einen "Akt kultureller Barbarei".
Geschichtlicher Hintergrund
Kurz nach ihrer Machtergreifung im März 1933 demonstrierten die Nationalsozialisten ihren neu erlangten Einfluss auch in Münster mit einer stark antisemitisch geprägten Kampagne gegen Literaten, Dichter und Journalisten. In der groß angelegten Aktion "Wider den undeutschen Geist" wurde im ganzen Deutschen Reich gegen zahlreiche Schriftsteller polemisiert. Besonders die rechte, antidemokratische akademische Jugend wollte mit symbolischen Aktionen eine "Säuberung" der Bibliotheken durchführen. Das Berliner Propagandaministerium unter Joseph Goebbels unterstützte die Aktionen. So genannte "weltbürgerlich-jüdisch-bolschewistische Zersetzungsliteratur" sollte auf öffentlichen Scheiterhaufen verbrannt werden.
In Münster kam es zur Bildung eines "Kampfausschuss", der Anfang Mai 1933 einen Aufruf an die Bevölkerung verbreitete, in dem die Bücherverbrennung angekündigt wurde und alle Bürger aufgefordert wurden, "undeutsche Bücher" aus den Büchereien zu entfernen und diese an eingerichteten Sammelstellen abzugeben.
An einem am 6. Mai 1933 auf dem Domplatz aufgestellten so genannten "Schandpfahl" wurden einige Buchdeckel und Bücher exemplarisch angeheftet. Vier Tage später zog ein prozessionsartiger Demonstrationszug mit der gesammelten Literatur zum damaligen Hindenburgplatz (heute Schlossplatz), wo die Bücher auf einem Scheiterhaufen verbrannt wurden.
Die Bücherverbrennung in Münster war hauptsächlich eine Aktion der Studenten. Sie wurden unterstützt von Buchhändlern und Universitätsangehörigen wie Rektor und Dekanen. Einzig die Katholisch-Theologische Fakultät verurteilte die Vernichtung von ca. 1.000 Büchern von jüdischen, marxistischen und pazifistischen Autoren. Der Verbrennung fielen Werke der Weltliteratur und des deutschen Schrifttums zum Opfer, u.a. der Brüder Mann, Kästner, Freud, Einstein, Voltaire, Marx, Heine, Ossietzky, Brecht.
Öffentliche Verbotslisten umfassten 1934 ca. 3.000 Titel. Eine Säuberung der öffentlichen Leihbibliotheken folgte. Die Bestände der Universitätsbibliothek blieben weitgehend unberührt.
Öffentliche Wahrnehmung
Im März 2009 fasste der Kultur- und Hauptausschuss der Stadt Münster den Beschluss zur Herstellung und öffentlichen Enthüllung einer Gedenktafel zur Bücherverbrennung in Münster. Damit sollte laut Beschlussvorlage die Verantwortung des Rates und der Verwaltung der Stadt Münster anerkannt werden, die aus der am 10. Mai 1933 auf dem Hindenburgplatz erfolgten Bücherverbrennung resultiert.
Inschrift
... Erich Kästner... Emst Bloch ... Jack London... Sigmund Freud ... Albert Einstein ... Bertolt Brecht... Vicki Baum... /
"Wir alle sind, was wir gelesen." / Am 6. Mai 1933 wurde in Münster ein "Schandpfahl“ aufgestellt, an den die / Bürgerschaft der Stadt und Studierende Bücher hefteten, die als "undeutsch" / galten. Wenige Tage später zogen am 10. Mai 1933 Studierende und / Bürgerinnen und Bürger vom Domplatz durch die Innenstadt, um auf dem / Hindenburgplatz Bücher zu verbrennen. Die Bücherverbrennung bildete den / Beginn der Verfolgung und Vernichtung von Menschen aus rassistischen und politischen Motiven. /
Die Bürgerschaft Münsters erinnert hier an diesen Akt kultureller Barbarei in / ihrer Stadt. / 6. Mai 2009 /
... Erich Maria Remarque ... Anna Seghers... Bertha von Suttner ... Kurt Tucholsky... Heinrich Mann...