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Alter Fischmarkt 7-13
Die Grabungen am Alten Fischmarkt 7 bis 13
Der „Alte Fischmarkt“ gehört zu den ältesten Straßenzügen Münsters. Ursprünglich bildete er einen Teil der Rheinischen Straße, eines Fernhandelsweges, der vom Rheinland aus in den Nord- und Ostseeraum verlief. Noch bis 1774 wurde hier mit Fisch gehandelt, ehe man den Fischverkauf an den Spiekerhof verlegte. Vor der Neubebauung der Parzellen 7 bis 13 konnte die Stadtarchäologie im Jahr 2010 die bis zu diesem Zeitpunkt nicht unterkellerten Flächen auf den Parzellen 7 und 11 mit einem Gesamtumfang von etwa 500 Quadratmetern untersuchen.
Unerwartete Bestattungen
Bestattung einer erwachsenen, vermutlich männlichen Person am Alten Fischmarkt aus dem 8. Jahrhundert.
Dabei trat Erstaunliches zutage: Vier Bestattungen fanden die Archäologinnen und Archäologen auf der Parzelle 7 sowie die Reste zweier weiterer auf Parzelle 11, die sie der frühesten christlichen Bevölkerung Münsters zugordnen konnten. Bei einer anschließenden C14-Datierung konnte der Zeitraum für die Anlage der Gräber auf die Jahre zwischen der Mitte des 8. und dem ausgehenden 9. Jahrhundert eingegrenzt werden. Es müssen also bereits vor der Missionierung durch den Friesen Liudger ab dem Jahr 793 christliche Familien im Gebiet der heutigen Stadt Münster gewohnt haben. Wahrscheinlich legten sie ihren Friedhof nahe ihrem Gehöft oder der Fernstraße an, denn nach allem, was wir wissen, gab es um die Mitte des 8. Jahrhunderts noch keine Kirche in der näheren Umgebung.
Siedlungsspuren vieler Jahrhunderte
Die ältesten Siedlungsspuren und Funde reichen sogar noch weiter zurück bis in die vorrömische Eisenzeit (1. Jahrtausend v. Chr.). Vom 8./9. Jahrhundert n. Chr. an war der Bereich durchgehend besiedelt.
Viele Jahrhunderte später, als Münster längst eine reiche Hansestadt war, lebten wohlhabende Bürger in steinernen, zum Teil mit Säulen versehenen Häusern am Alten Fischmarkt. An heitere Feste im späten Mittelalter lässt das Mundstück eines Blasinstruments, eines sogenannten „Platerspiels“ denken, und im 16. Jahrhundert erfreuten sich die Bewohner eines Hauses der wohligen Wärme ihres kunstvollen Kachelofens. Ausgerechnet das Portrait des „Täuferkönigs“ Jan van Leyden ziert das Bruchstück einer Ofenkachel! Reste wertvoller Trinkgläser zeugen von Luxus und feiner Lebensart zur Zeit der Renaissance.
Bemerkenswert sind auch die auf der Parzelle 7 erfassten steinernen Kanäle, die uns Einblicke in die frühneuzeitliche Abwasserentsorgung ermöglichen.
Literatur
Austermann, Mathias, Dickers, Aurelia (2016): Aus „Mimigernaford“ wird „Monastere“. Archäologische Aspekte der „Stadtwerdung“ Münsters. In: M. Gläser/M. Schneider (Hrsg.), Lübecker Kolloquium zur Stadtarchäologie im Hanseraum X: Vorbesiedlung, Gründung und Entwicklung. Lübeck 2016, S. 143-158.
Holtfester, Ulrich (2011): Ausgrabungen am Alten Fischmarkt. In: Archäologie in Westfalen-Lippe 2010, Langenweißbach 2011, S. 192-195.
Thier, Bernd (2015): Das Wappen des Königs - eine Kachel auf den „Wieder“-Täufer Jan van Leiden. In: Archäologie in Westfalen-Lippe 2014, Langenweißbach 2015, S. 158-161.